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Die Südsee-Blase 1720

Im 18. Jahrhundert hatte sich in London eine florierende Wertpapierbörse entwickelt, die immer mehr Anleger anzog. Hier konnte man, so der Wunsch der Anleger, kurzfristig hohe Erträge generieren. Insbesondere neue Geschäftsfelder, wie beispielsweise der Handel mit exotischen Produkten, Rohstoffen oder Sklaven aus der Südsee, traten in das Interesse der Anleger. Sie erhofften sich durch derartige Investments kurzfristige Profite und investierten daher ohne Rücksicht auf eventuelle Risiken. Hieraus entwickelte sich im Jahr 1720 schließlich die Südsee-Blase, die im englischen auch als „South See Bubble“ bekannt ist.

Die South Sea Company

Der Handel mit Produkten aus der Südsee konnte von den Anlegern in England natürlich nicht selbst durchgeführt werden. Sie investierten daher in eine Gesellschaft, die den Handel mit Südamerika vollziehen sollte. Die im Jahr 1711 gegründete Handelsgesellschaft South Sea Company, die auch von der Regierung unterstützt wurde, erhielt schließlich das Monopol für Südamerika sowie für bis dahin noch nicht entdeckte Gebiete. Die Anleger spekulierten beim Kauf der Aktien jedoch nicht nur darauf, dass das Unternehmen Gewinne mit in Südamerika erworbenen Produkten generierte. Vielmehr wurde auf das Ende des Sklavenhandelsmonopols spekuliert, welches bis dahin Spanien besaß. Die spanischen Vorrechte wurden im „Frieden von Utrecht“ im Jahr 1713 jedoch nicht vollständig beseitig, sondern lediglich leicht eingeschränkt. Aus diesem Grund konnte die South Sea Company erstmals 1717 nach Südamerika aufbrechen, um positive Handelsgeschäfte zu tätigen. Der Erfolg ließ jedoch zu wünschen übrig, denn es konnten kaum Gewinne erzielt werden. Erste Erfolge der South Sea Company wurden erst 1720 erzielt, als das Unternehmen die Staatsschulden der Bank of England in Höhe von neun Millionen Pfund übernahm. Der Ertrag belief sich auf 6% p.a. Gleichzeitig war es dem Unternehmen möglich, eine Kapitalerhöhung vorzunehmen und weitere Aktien auszugeben. Mit der Übernahme weiterer Staatsschulden folgte dann die erneute Ausgabe von Aktien. Lediglich Lord North and Grey befürchtete bereits zum damaligen Zeitpunkt, dass das Land durch den lediglich imaginären Handel (Gewinne mit Südamerika wurden bis dahin noch immer nicht erzielt) ruiniert würde.

Die Spekulationsblase

Anfang des Jahres 1720 lag der Aktienkurs der South Sea Company noch bei 120 Pfund, der Nennwert belief sich auf 100 Pfund. Binnen weniger Monate konnte sich der Aktienkurs vervielfachen und betrug im Juli 950 Pfund. Vielen Anlegern war allerdings nicht bewusst, dass dieser Aktienkurs nicht auf fundamentale Wirtschaftsdaten basierte, sondern lediglich auf Erwartungen, die in der Zukunft eintreten sollten. Lediglich der König verkaufte seine Aktien zum damaligen Zeitpunkt und konnte entsprechende Gewinne erreichen. In der Südsee-Spekulationsblase gründeten sich nun auch weitere, neue Unternehmen, die ebenfalls Aktien auf den Markt warfen. Auch diese wurden von den Anlegern in Erwartung hoher Gewinne freudig gekauft, selbst zu stark erhöhten Preisen. Ebenso wie die South Sea Company reichte auch das Geschäftsfeld dieser neuen Unternehmen vom Warenhandel in Südamerika bis hin über die Entwicklung neuer Maschinen. Da sich der Preis der Aktie bis zum Juli 1720 stark erhöht hat beschloss das Parlament eine königliche Ernennung dieser Unternehmen, so dass die South Sea Company damit ein Monopol erhielt. Dies gab dem Aktienkurs weiter Auftrieb, obwohl der Kurs nur in Bruchteilen gedeckt war. Schließlich waren auch jetzt noch keine Gewinne aus dem Südamerika-Handel zu verzeichnen.

Das Ende der Südsee-Blase

Erst als die South Sea Company im August 1720 die erste Dividende an die Anleger auszahlen sollte wurde klar, dass die Mittel hierfür nicht zur Verfügung stehen. Als die Zahlung am 01. August 1720 ausfiel, versuchten einige schnell Anleger, ihre Papiere bestmöglich zu verkaufen und damit einen Verlust zu vermeiden. Nach dem 18. August, als auch viele Privatanleger die Situation negativ bewerteten, fiel der Aktienkurs innerhalb weniger Tage von damals noch 800 Pfund auf nur noch 200 Pfund. Bereits im Dezember 1720 konnten Anleger nur noch einen Wert von 100 Pfund erzielen. Da auch die Mississippi-Blase in Frankreich zur gleichen Zeit platzte, folgte auf die Südsee-Blase in England eine allgemeine Rezession, denn viele Anleger verloren mehrere zehntausend Pfund. Die Verantwortung für die Blase mussten die leitenden Angestellten der South Sea Company übernehmen, die von der britischen Regierung auch juristisch verfolgt wurden.

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