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Silberspekulation oder die Hunt Silbermanipulation

Der Beginn der Silberspekulation
Silber ist ebenso wie Gold eines der wichtigsten Edelmetalle überhaupt. Seit die Regierungen die Gold- und Silberstandards abgeschafft haben, wurden große Mengen Silber freigesetzt, wodurch sich deren Wert drastisch verringerte. Aufgrund der niedrigen Preise und der hierdurch nur geringen Gewinne wurde die Silberproduktion im 20. Jahrhundert stark reduziert. Dies jedoch führte in den 1970er Jahren zu einem Nachfrageüberschuss, denn nicht mehr nur in der Schmuckindustrie, auch in der Elektroindustrie sowie der Medizintechnik kommt mehr und mehr Silber zum Einsatz. Eine Erholung erlebte der Silberkurs auch mit der Inflation infolge der Vietamkrise. Spekulation Gebrüder HuntHierdurch stieg der Silberkurs leicht, so dass pro Unze Feinsilber nun um drei US-Dollar zu erzielen waren. Bereits zu diesem Zeitpunkt erkannten die Gebrüder Hunt das enorme Potenzial und die Unterbewertung des Silbers und engagierten sich über Zukäufe am Markt.

Nelson Bunker Hunt und sein jüngerer Bruder Herbert William Hunt haben als die größten Silberspekulanten der Geschichte eine historische Bedeutung erlangt. Durch ihre enormen Silberankäufe erzeugten sie eine künstliche Verknappung, wodurch der Preis für eine Unze Silber einen enormen Anstieg zu verzeichnen hatte. Die Brüder schafften es so, den Silbermarkt zu kontrollieren – bis das Eingreifen der Börsenaufsicht den Hunts zum Verhängnis wurde.

Die Familie Hunt
Haroldson Lafayette Hunt, der Vater der Brüder, war als professioneller Pokerspieler aktiv, ehe er in den Besitz zahlreicher Ölfelder kam und so die Familie Hunt zu einer der wohlhabendsten Familien Amerikas machte. Aus erster Ehe hatte er sieben Kinder, darunter Nelson Bunker und Herbert William. Bunker Hunt nahm eine tragende Rolle in der Entdeckung und Entwicklung von Ölfeldern in Libyen ein.

Die wirtschaftliche Situation um 1970
In den 70er Jahren wurde die Finanzwelt zunehmend unsicherer. Die Ölkrise, der enorme Anstieg der Staatsverschuldung der USA aufgrund des Vietnamkrieges und die hohe Inflationsrate führten zunehmend zu Zweifeln an der Stabilität der Währung. So begannen zahlreiche Kapitalanleger in Sachwerte zu investieren; der Goldpreis etwa stieg von 35 Dollar im Jahre 1970 in zehn Jahren auf 850 Dollar an.

Die Spekulation und der Verlauf der Ereignisse
SilbermünzeDie Gebrüder Hunt waren der festen Überzeugung, dass aufgrund der problematischen Lage der Wirtschaft, das Papiergeld als solches nicht länger würde Bestand haben können. So begannen die Nelson Bunker und Herbert William Hunt Anfang der 70er Jahre mit dem Ankauf von Silber. Innerhalb von drei Jahren stieg der Preis so von 1,50 Dollar auf 3 Dollar; die Hunt Brüder waren bereits damals im Besitz von 200.000 Unzen Silber. Im Jahre 1974 war dieser Besitz auf 55 Millionen Unzen angestiegen; der Preis lag inzwischen bei 6 Dollar. Bis 1979 folgten weitere Ankäufe, die die Gebrüder nur mit Hilfe arabischer Investoren und durch Kredite finanzieren konnten. Als Sicherheit für die Kredite galten die bereits erworbenen Silbermengen. So konnten die Brüder weitere 40 Millionen Unzen Silber erwerben, der Preis des Silbers stieg auf 16 Dollar pro Unze. Besonders hervorzuheben ist, dass die Gebrüder Hunt nicht nur physisches Silber kauften, sondern auch Geschäfte über den zukünftigen Kauf von Silber abschlossen. Zum Teil ließen sie sich dieses Silber auch ausliefern. Aufgrund der steigende Nachfrage, die die Hunts erzeugten, und der damit verbundenen eingeschränkten Verfügbarkeit des Silbers für Industrie und Wirtschaft, stieg der Preis der Silberunze weiter an. Auch die Bürger nahmen diese Gelegenheit wahr und verkauften ihre Silberbesitze (Tafelsilber, Schmuck, Münzen etc.). Dadurch stieg das Angebot. Folglich mussten die Brüder Hunt mehr Silber ankaufen, um den Markt weiterhin kontrollieren zu können. So besaßen sie Ende der 70er Jahre etwa 150 Millionen Unzen physisches Silber und weitere rund 200 Millionen Unzen an der Terminbörse COMEX (Futures). Diese enorme Menge entsprach zu dem damaligen Zeitpunkt etwa circa zwei Dritteln der gesamten Silbervorräte der USA und etwa 15% der Vorräte weltweit. Das geschätzte Vermögen der Brüder belief sich zu diesem Zeitpunkt auf etwa 13 Milliarden Dollar.

Aus der Furcht heraus, der Staat könnte ihre Silberkäufe konfiszieren, schafften die Brüder 1979 40 Millionen Unzen Silber in die Schweiz. Außerdem kauften sie weiterhin physisches Silber an; dies ließ den Preis bis Ende Januar 1980 auf über 50 Dollar steigen. Die Hunt-Brüder hatten die absolute Kontrolle über den Silbermarkt erlangt. Die Börsenaufsicht und COMEX griffen daraufhin regulierend ein, indem über Nacht die Regeln geändert wurden. Es durften nur maximal 3 Millionen Unzen Silber besessen werden; wer mehr besaß musste verkaufen. Durch diese erzwungenen Verkäufe sank der Silberpreis rapide. Dieser enorme Werteverfall des Silbers wurde den Brüdern zum Verhängnis, sie verloren etwa zwei Milliarden Dollar.

Das Platzen der Blase und die Situation nach dem Preissturz
Mitte März lag der Preis für eine Unze Silber bei unter 20 Dollar. Am 27. März 1980, dem Silver Tuesday, erreichte der Silberpreis mit 10,80 Dollar seinen Tiefpunkt. Tags darauf lag er bei 12 Dollar.

Ende März hatten sich die Hunts um 1,5 Milliarden Dollar verschuldet.
Um ein Zusammenbrechen des Marktes zu verhindern, ließ der US-Notenbankchef Volcker zu, dass die Gebrüder Hunt sich 1,1 Milliarden Dollar leihen konnten. Für diesen Kredit bürgten die Brüder mit ihrem gesamten Vermögen, welches sich auf rund 9 Milliarden Dollar berief.

Die Brüder Hunt wurden 1988 wegen Verschwörung zur Preismanipulation verurteilt. Infolge von Schadensersatzklagen meldeten die Brüder im selben Jahr Privatinsolvenz an. Sie hatten noch immer 90 Millionen Dollar Schulden, welche sie innerhalb von 15 Jahren abzahlen mussten.

Die Gebrüder Hunt sind als die berühmtesten Silber-Spekulanten in die Geschichte eingegangen. Innerhalb weniger Jahre verloren Nelson Bunker und sein Bruder Herbert William Hunt ihren unvorstellbaren Reichtum und endeten im Bankrott. Ihre Spekulationen haben den Silbermarkt nachhaltig beeinflusst. Nach dem Silver Tuesday folgte ein für etwa 20 Jahre andauernder Bärenmarkt des Silbers, mit sinkenden und stagnierenden Preisen. Auch wurde das Silber als Wertanlage dauerhaft in Verruf gebracht.

Allerdings konnte bisher auch nicht geklärt werden, warum die Gebrüder Hunt ihre Positionen nicht bereits früher verkauften und so ihre Gewinne realisierten. Schließlich wäre auch ein Verkaufspreis von 40-45 Dollar je Unze ein gutes Geschäft gewesen. Ob das erworbene Silber jedoch als langfristige Investition gedacht war oder ob weitere Preissteigerungen erwartet wurden, bleibt fraglich.

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