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Die Abiotische Erdöltheorie

Die Geschichte und Nutzung des Erdöles ist schon fast so alt wie die Zivilisationsgeschichte der Menschheit. Die wissenschaftliche Diskussion über die genaue Herkunft und Entstehung des Erdöles ist aber erst vor etwa 250 Jahren entfacht.

Schon die Babylonier und Ägypter wussten die Leuchtkraft und Wärmequelle des aus der Erde sprudelnden Rohöles zu nutzen. Damals machte man sich allerdings noch keine Gedanken, ob diese schwarze, aus dem Erdinnern kommende Flüssigkeit durch biotische oder abiotische Vorgänge entstanden ist. Dennoch verstanden es die Babylonier diese Ölmasse als dünne Asphaltschichten auf den Zufahrtswegen zu ihren besonderen Kultstätten aufzutragen.

Die erste staatlich erwähnte und damit reguläre Notierung des Erdöles wurde im Jahre 1775 v.Chr. durch den babylonischen König Hammurapi I. vorgenommen. Auch die Römer entdeckten, als sie Ägypten erobern wollten, eine schwarze, zäh fließende Masse aus den Bergritzen eines Gebirgszuges am Golf von Suez hervor fließen. Daraus ergab sich der Name Petroleum, von lat. petrae oleum, das Steinöl.

ÖltheorieDer russische Naturwissenschaftler Michail Lomonossow stellte erstmals 1757 in einem Vortrag die These der biotischen Entstehung des Erdöles auf. Er vertrat die Ansicht, dass sich Erdöl durch Verwesung in den sauerstoffarmen Gewässern der Meeresböden durch eine Biomasse aus absterbenden Algen, Plankton und Meerestieren bildet. Dieser sogenannte Faulschlamm wird in Jahrmillionen sedimentiert und in tiefere Erdschichten eingeschlossen. Durch Druck, Temperatur und langsamen Erdbewegungen entwickeln sich Molekülketten aus langkettigen Kohlenwasserstoffen, den Kerogenen. Die Sedimente dienen dabei als Katalysatoren, die das austretende Fermentationsgas, in der Regel der kurzkettigere Kohlenwasserstoff Methan, weiterleiten. Die Umwandlung dieser Kerogene ergibt je nach Temperatur Öl oder Gas.

Da bei biochemischen Untersuchungen von Erdölproben der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts nicht immer fossile Kohlenwasserstoffverbindungen als Biomarker nachgewiesen werden konnten, sahen sich die Vertreter der „Abiotischen Öltheorie“ bestätigt, dass zur Erdölbildung keine organische Masse notwendig ist.

Ein vehementer Vertreter der abiotischen Ölbildung war wiederum ein russischer Naturwissenschaftler, Nikolai Kudryartsev, der 1959 die biologische Planktontheorie verwarf. Nach seinen Untersuchungen sei es unwahrscheinlich, dass sich diese Unmengen an Erdöl, die heute gefördert wurden und noch gefördert werden aus fossilen Biomassen entstanden sind. Er stützte sich dabei auf Erdölfunde in Regionen Russlands, wo eigentlich nach geowissenschaftlichen Erkenntnissen gar kein Öl vorkommen sollte. Dort befinden sich in sehr großen Tiefen uralte Grundgebirge, die zu einer Zeit entstanden sind, als es noch keine Lebewesen auf der Erde gab. Dennoch hat man dort Erdöl und Erdgas feststellen können, und zwar durch abiotische und mineralische Hydrationen, wie sie durch enorme Drücke und Temperaturen im Erdinnern entstehen. Folgend dieser Theorie, nimmt man an, dass sich unendlich erneuernde und auffüllende Erdölressourcen in tiefen Erdschichten befinden. Somit sei die Sorge des Versiegens der Ölquellen unbegründet.

RohölDiese Diskussion der biotischen oder abiotischen Entstehung von Erdöl und Erdgas hat sich besonders in den 1970er Jahren entfacht. Man kam damals zur Erkenntnis, dass die derzeit wichtigsten Erdölquellen auf der Arabischen Halbinsel, dem Vorderen Orient, in Russland, als auch in Nord- und Südamerika und Kanada langsam aber sicher erschöpft sind. Durch die Industrialisierung und damit verbundenen schnellen, technischen und chemischen Entwicklungen haben sich immer neuere Verwendungsmöglichkeiten dieses Bodenschatzes ergeben. Der vielseitige Einsatz als Treibstoffe, Heizquelle, Öl – und Schmierstoffe, so wie in der Verarbeitung zu diversen Kunststoffen, Medikamenten und in der Kosmetikindustrie machen das Erdöl zu einem unverzichtbaren Rohstoff.

Eben diese Tatsachen machen sich die Ölkonzerne zu Nutze. Das globale Ölfördermaximum, „Peak Oil„, wird durch sie gesteuert. Um ihren Weltölpreis zu rechtfertigen, ungeahnte Gewinne einzufahren und dadurch die Weltwirtschaft von sich abhängig zu machen, ist für sie die „abiotische Öltheorie“ nicht ausreichend wissenschaftlich fundiert und irrelevant.

Bedeutende Wissenschaftler von namhaften russischen und amerikanischen Geo-Forschungsanstalten haben schon in den Jahren 1990 – 2002 Berichte über anorganische Entstehung von Erdöl veröffentlicht. Damit konnte die Theorie der reinen fossilen Treibstoffe (TfT) nicht immer eindeutig bestätigt werden. Eine wissenschaftliche Forschungsgruppe der Königlich Technische Hochschule in Stockholm hat 2009 eine alternative These zur biotischen Theorie der Erdölentstehung aufgezeigt, dass fossile Biomasse dazu nicht zwingend notwendig ist.

Abschließend lässt sich schlussfolgern, dass die kontroversen Ansichten zwischen biotischer und abiotischer Öltheorie so lange anhalten werden, bis eine gelungene Lösung der Rohstoffbeschaffung gefunden ist. Die Theorie fossiler Treibstoffe wird von den OPEC-Ländern und den Ölkonzernen vertreten um ihre globale Preispolitik zu rechtfertigen.
Die abiotische Öltheorie wird eher von den Vertretern der erneuerbaren und alternativen Energien verteidigt werden.

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